Mittwoch morgen sind wir guter Dinge um 8 Uhr morgens wieder Richtung Kapstadt gefahren. Wir hatten noch viel vor, wollten noch einige Zwischenstopps machen, um den Trip entlang der Garden Route würdig ausklingen zu lassen. Doch es sollte alles anders kommen…
Wir mussten erleben, dass man die Kraft des Meeres niemals unterschätzen sollte und dass das Spiel im Meer ein Spiel mit dem Tod sein kann.
Nachdem wir den ersten geplanten Halt im Urwald kurz vor der Bloukrans-Bridge verpasst und wir die 216 m hohe Brücke passiert hatten, von der wir uns ein paar Tage vorher mit dem Bungeeseil runtergestürzt hatten, hielten wir erst wieder in Knysna, wo wir bei den „Two Heads“, einer Felsformation, die wohl mal an Köpfe erinnerte, zu Mittag aßen, bevor es weiter Richtung Mossel Bay ging. Gerade befanden wir uns mit Jana in einer Diskussion, ob es denn in Südafrika ein Linksfahrgebot gebe, da fuhr auch schon ein polizeiwagenähnliches Auto mit Sirene an uns vorbei und gab uns ein Handzeichen, dass Joha und ich als Aufforderung verstanden, die Spur zu wechseln. Etwa 3 km weiter wartete dieses Auto an einer Ausfahrt und der Fahrer winkte uns heftig zu, was uns zu einer Vollbremsung veranlasste und wir einen Tadel von der Polizei erwarteten. Doch der Fahrer entpuppte sich als Lifeguard der Sea Rescue, der uns anhielt, weil er unsere Surfbretter auf dem Dach gesehen hatte und uns dann hektisch fragte, ob wir Surfer seien und ihm helfen könnten. Im Meer seien 6 Kids in Gefahr und er könnte unsere Hilfe gebrauchen. Selbstverständlich wollten wir diese Hilfe anbieten. Schnell tauschten Jana und JoHa die Plätze und dann ging es mit Vollgas und quietschenden Reifen Richtung Strand, wo schon ein halbes Dutzend Polizeiautos und Rettungswagen standen.
So schnell es ging haben wir unsere Wetsuits angezogen und die Bretter vom Dach geschnallt, noch keine Ahnung, was uns erwarten sollte. Jana kümmerte sich um unsere Klamotten und das Auto, während wir die Düne hochhechteten und wieder runter an den Strand, wo sich etwa 20 Anwohner, Schaulustige, Polizisten und Sanitäter befanden. Während JoHa und ich mit den Surfbrettern in die Fluten rannten, vernahm ich noch das laute Heulen und Schreien von mehreren Mädchen, die todesangst um ihre Freunde hatten.
Noch sah ich niemanden in den Wellen. Im Gegensatz zu den letzten Tagen kamen wir dieses Mal sehr einfach mit dem Surfbrett in die Fluten hinein. Außer uns war nur der Lifeguard und noch eine andere Rettungsschwimmerin im Wasser. Irgendwann erspähte ich in den Wellen ein rucksackähnliches Etwas, was ich dann als Schwimmweste indentifizieren konnte. Ich versuchte auf dem Bauch liegend auf meinem Surfbrett hinzupaddeln, doch die Fluten waren zu stark. Fast erreichte ich die Schwimmweste, als ich den leblosen Körper daran sah, der mit dem Kopf nach unten im Wasser lag. Mit zitternden Händen versuchte ich durch lautes Pfeifen auf mich aufmerksam zu machen, verstand erst nicht, warum keiner der mittlerweile ca. 50 Menschen am Strand zur Hilfe kam. Doch mir wurde schnell klar warum. Als ich versuchte näher an den Jungen heranzukommen, wurde ich von einer Welle vom Surfbrett gerissen und sofort von einer unheimlich starken Rückwärtsströmung zurück ins Meer gezogen. Jeder der versucht hätte, ohne Schwimmhilfe wie Surfbrett oder Schwimmmweste zur Hilfe zu kommen, hätte sich nur selbst in Lebensgefahr gebracht.
Dann sah ich JoHa und versuchte ihm klarzumachen, dass dort ein lebloser Körper rumschwimmt. Er konnte ihn schließlich erreichen und versuchte nun mit Surfbrett und dem Jungen wieder an Land zu kommen. Doch keine Chance…
Ich war unterdessen auf dem Surfbrett zu der zweiten Rettungsschwimmerin gepaddelt, die einen anderen leblosen Jungen unterm Arm hielt. Ich unterstützte sie und half ihr, das Gesicht des Jungen, aus dessen Mund und Nase weißer Schaum drang, so gut wie möglich über Wasser zu halten. Doch immer wieder wurden wir von den Wellten umhergerissen und zurück ins Meer gezogen. JoHa war mittlerweile mit dem Anderen in unserer Nähe. Wir waren inzwischen schon ziemlich erschöpft. All unsere Versuche die Körper auf unsere Surfbretter zu hieven, schlugen fehl, da dieses immer wieder von den Wellen umgerissen wurde. Zu Dritt (bzw. fünft) versuchten wir nun wieder an Land zu kommen. Doch mir wurde schnell klar, wie verzweifelt und aussichtslos dieses Vorhaben war. Zwar hatte ich mal kurz Sand des schnell abfallendes Meeresbodens unter den Füßen, nachdem wir von den Wellen wieder Richtung Strand gespühlt worden waren, doch die unglaublich starke Strömung der Wassermassen zog uns etwa wieder doppelt soweit zurück ins Meer. Das erste Mal bekam ich es etwas mit der Angst zu tun, dass wir es zusammen mit den Jungs nicht zurück schaffen, da mich die Kräfte langsam aber sicher verließen. Alleine auf dem Surfbrett wäre es kein Problem gewesen, doch zusammen mit den schlaffen Körpern bestand kaum eine Chance. Dennoch wollte ich nicht einfach aufgeben.
Nach weiteren endlos erscheinenden Minuten harten Kampfes ergriff mich schließlich eine große Welle und riss mich mit meinem Brett von den anderen weg. Ich schaffte es, nachdem ich wieder auftauchte, mit Mühe auf mein Surfbrett und wurde dann von einer der nächsten Welle Richtung Strand katapultiert, als ich etwa 20 Meter davor eine weitere Weste erspähte, auf die ich auf der Spitze der Welle schnurstracks zuraste. Als ich sie ergriff, merkte ich, dass die Rettungsweste allein auf dem Meer umhertrieb und sich niemand mehr darin befand. Mit der Weste wurde ich dann bis ans Land getragen. Sofort kam ein Polizist angerannt und erkundigte sich nach meinem Befinden, aber mir ging es gut, ich war einfach nur erschöpft. Ich überlegte noch kurz, ob ich zurück ins Meer sollte, da JoHa und die Frau noch im Wasser waren, doch das hielt ich für weniger intelligent, da nun ohnehin endlich das Motor-Schlauchboot von der Rettung ausfahrbereit war und sich sofort zu den anderen aufmachte und die leblosen Körper einsammelte.
JoHa und die Rettungsschwimmerin hatten es schließlich alleine zurück an Land geschafft. Der Lifeguard, der uns auf der Autobahn angehalten hatte, kam zu uns und meinte, er habe keine großen Hoffnungen, dass die Jungs das überleben würden. Ob sie schon tot waren, als wir sie im Meer im Arm hielten, weiß ich nicht, da die Gesichter zwar schon teilweise blau waren, aber immerhin noch Schaum aus dem Mund kam, was zumindest auf eine minimale Lungenaktivität hinweist. Aber er meinte, dass der Notruf vor 30 Minuten abgesetzt wurde und er kaum Überlebenschancen sehe.
Mittlerweile wurden die Körper aus dem Schlauchboot an Land gezogen und die Sanitäter begannen die Wiederbelebungsmaßnahmen. Nachdem die Polizei unsere Namen und Kontaktdaten aufgenommen und sich bei uns bedankt hatte, gingen wir zurück zum Auto, um uns wieder umzuziehen. Dort unten standen die Freundinnen von den Jungs mit tränenverschmierten Augen und verzweifelten Gesichtern. Ein schreckliches Bild: Überall Rettungswägen, weinende Menschen, ungläubig dreinblickende Schaulustige und Anwohner, während sich der Helikopter startklar machte und wir uns von den Strapazen erholten.
Der Lifeguard notierte sich ebenfalls unsere Kontaktdaten, klopfte uns zum Abschied aufmunternd auf die Schultern und sagte, dass wir alles gegeben haben, nicht mehr hätten tun können und dass es kaum Sinn mache, bereits leblose Körper aus dem Meer zu bergen. Dennoch macht man sich Gedanken. JoHa erzählte mir, dass der Rettungsschwimmerin der Junge, den ich mit ihr zusammen über Wasser gehalten hatte, aus der Rettungsweste entglitten war und sie ihn verloren hat, nachdem ich mit meinem Surfbrett weggerissen wurde und sie nichts mehr zum Festhalten hatte. Die lose Weste, die ich auf dem Weg zum Strand eingesammelt hatte, kam also von ihm. Ich weiß nicht, ob sie ihn noch geborgen haben, aber ich nehme an, dass er ziemlich schnell untergegangen ist. Da kommen dann doch Gedanken auf, dass man vielleicht hätte mehr tun können, ich mich nochmal zurück hätte kämpfen können, um die Rettungsschwimmerin mit meinem Board zu unterstützen. Doch letztendlich wäre das Unfug und aufgrund der Strömungen nicht möglich gewesen, was der Lifeguard auch mehrmals erwähnte.
Mir ist bei der ganzen Sache außer einem Adrenalinschub, der stärker als beim Bungeesprung war, einem Bluterguss an der Ferse und einem schmerzenden Ohr nichts passiert, dennoch werde ich diesen Tag sicher nicht so schnell vergessen. Ob die Jungs überlebt haben, weiß ich noch nicht, doch wird das morgen sicher in den Zeitungen stehen. Außerdem wollte sich der Lifeguard nochmal mit uns in Verbindung zu setzen um uns zu informieren und sich nochmal offiziell bei uns zu bedanken. Hoffen wir, dass unsere Hilfe sich gelohnt hat und wenigstens jemand aus der Gruppe überlebt hat. Soviel ich weiß, waren die Jungs am heutigen Feiertag auf einem Ausflug und wollten mit Schlauchbooten ins Meer schwimmen, als die Boote kenterten und die Strömung und Wellen sie trotz Schwimmweste zur Erschöpfung und schließlich in den Tod trieb…
Update: Die 2 Jungs haben es wie erwartet nicht überlebt. Der eine konnte nicht mehr aus den Fluten geborgen werden, da er nicht mehr auffindbar war und der andere war bereits tot, als die Sanitäter ihn versuchten wiederzubeleben.
School outing tragedy claims 3
25/09/2008 10:07 – (SA)
news24.com
Tisha Steyn, Jan Gerber and André Damons, Die Burger
George – Three boys from Die Anker High School in Brakpan drowned on Wednesday when their inflatable boats capsized in rough sea conditions at Southern Cross beach.
„The kids were so excited about the trip and then this tragedy happened,“ said Mariaan Vienand, whose daughter survived. „I thank the dear Lord that it wasn’t my child, but I feel for the other parents.“
Vienand’s daughter Karin van Dyk, 15, was on another boat and saw how her friends capsized.
Three of the four inflatable boats (crocs) in which the nine children rowed out to sea ran into difficulty at about 14:00, said the boat company owner, Henry Pratt.
„The kids were rowing where they shouldn’t have. We tried to show them, but it didn’t help.
Rescue
Pratt saved three children and members of the National Sea Rescue Institute (NSRI) and bystanders rescued three more. Donald Olivier, an NSRI rescue swimmer, swam out to them and handed them to surfers, who kept them on their boards until the rescue boat could pick them up.
Rescue swimmer Alta Hasschick also swam out to the children. „When she grabbed the one boy’s lifejacket, he slipped out and drowned. His body is still missing,“ said Dawie Zwiegelaar from the Mosselbaai NSRI.
Paramedics tried in vain to resuscitate two 17-year-old boys. Another boy, 17, and three girls, 16, are in a serious condition in hospital.
Deputy principal Abel van der Wal, said on Wednesday night that parents had been informed.
Principal George Nell visited the parents of the children who had drowned. Nell and Thys Maree, another deputy principal, drove to the Southern Cape as they couldn’t get a flight.
Two drown during school outing, one missing
25 September 2008, 15:56
http://www.capetimes.co.za
Two teenagers are dead, four are seriously injured and another is missing after a school outing to the Great Brak River near Mossel Bay on Wednesday.
National Sea Rescue Institute (NSRI) spokesperson Craig Lambinon said late on Wednesday that nine teenagers from Brakpan, Gauteng, who were part of a school touring group, had been aboard small rubber-ducks in the Great Brak River.
Lambinon said there were three teenagers on each vessel, nicknamed a „Croc“, and there had been four Crocs in the surf. Three of the vessels had overturned in „choppy, rough sea swells“, Lambinon said.
He said the NSRI’s Mossel Bay station had launched two rescue boats, volunteer rescue swimmers, an NSRI Wilderness volunteer rescue swimmer and ER24 ambulance service just after 2pm on Wednesday. Metro Ambulance and Rescue Services, the police and the Metro Red Cross AMS helicopter also responded to distress calls.
Lambinon said the man who owned the Crocs and was the teenagers‘ tour guide had jumped into the water to help. He had been helped out of the water by people on the beach, and the fourth Croc had „made it out of the surf unharmed“.
It appeared the teenagers and their teachers had been engaged in team-building exercises, and all the teenagers were wearing lifejackets at the time of the accident, he said.
A 16-year-old boy was reportedly washed out of his lifejacket by waves and was still missing last night.
Two 17-year-old boys were brought to shore, but extensive resuscitation efforts failed and both were declared dead on the beach, Lambinon said.
Four of the rescued teenagers were taken to hospital and are all „in serious conditions“, he said.
The school is helping police to inform the teenagers‘ families, he said.
Two Gauteng schoolboys drown, one missing near Mossel Bay
Friday September 26, 2008
http://www.theherald.co.za
THE school holiday of a lifetime turned into a nightmare when two boys drowned and one went missing after their rubber ducks capsized near Mossel Bay.
The NSRI continued searching yesterday for the boy, 16, believed to have drowned on Wednesday when he and eight fellow pupils came to grief in the surf. Two other children were declared dead at the scene.
NSRI spokesman Craig Lambinon said yesterday ambulances, police and the Metro Red Cross AMS helicopter had also responded to the mass drowning. The nine teenagers were part of a school tour group from Brakpan in Gauteng.
Lambinon said when three of the four small rubber ducks, known as Crocs, capsized the tour guide and owner of the vessels had gone into the choppy seas to help.
“Their tour guide was helped out by bystanders, and the fourth Croc, with three teenagers aboard, made it through the surf safely.”
He said the children had travelled on the Outeniqua Choo-Tjoe earlier in the day before being bused to Groot Brak near Mossel Bay to continue with team-building exercises on the Crocs, which are usually used for wave rafting.
All the teenagers had been wearing life-jackets.
Wilderness NSRI volunteer Donald Olivier was the first on the scene and asked two surfers, believed to be from Cape Town, to paddle out to the children and help.
“Donald rescued two teenagers from the surf and the surfers stayed with a number of the casualties, holding them onto their surfboards,” he said.
Mossel Bay NSRI volunteer Alta Hasschick also helped the surfers hold onto the children.
However, one boy was washed out of his life-jacket by the rough seas and, despite an extensive air, sea and shore search, he could not be found. The search is continuing.
Paramedics tried to resuscitate two 17-year-old boys, but they could not be revived and were declared dead.