Geschichte und Geschichten – wie die Engländer nach Kapstadt kamen

Hout Bay

Im Jahr 1652 betritt der holländische Seefahrer Jan van Riebeeck südafrikanisches Festland. Sein Auftrag: Für die „Niederländische-Ostindische Kompanie (VOC)“ am Kap der Guten Hoffnung eine ständige Versorgungsstation für Indien-Reisende zu errichten. So wird Kapstadt am Ende des 15. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Zwischenstationen auf dem Weg nach Indien. Noch ahnte man nicht, dass nicht die Holländer, sondern die Briten ihren Machtbereich in die Gegend um Kapstadt ausdehnen sollten….

Wenige Jahre nach Gründung des Stützpunktes, verursacht dieser zu hohe Kosten. Deshalb wird die Bevölkerung der Außenstelle, ausreisewillige Niederländer, die in der Gegend um Kapstadt eine neue Heimat finden wollen, dazu angehalten sich selbst zu versorgen. Die kleine Kapkolonie wächst bis zum Ende des 17. Jahrhunderts stetig. Unter jenen, die nach Südafrika kommen, sind zunächst auch viele politisch Verbannte aus den holländischen Kolonien in Indonesien, die „Kap-Malaien„. Aber auch aus Frankreich gibt es Zuzug nach Südafrika durch die Hugenotten, die dort zahlreich verfolgt werden. Mehr und mehr Völker und somit auch Sprachen treffen in Südafrika aufeinander. Eine Eigenschaft, die Südafrika als Schmelztiegel auch später auszeichnen wird.

Anfang des 18. Jahrhunderts heißt es dann zum ersten Mal stopp für weitere Zuwanderungen. Es gibt zu wenig Platz, um noch mehr Menschen aufnehmen zu können. Allerdings werden immer mehr Sklaven importiert. Sie sollen die Felder der weißen Bevölkerung bewirtschaften.

1794 ist die VOC schließlich Bankrott und die Engländer nutzen die Gelegenheit. Sie übernehmen nicht nur die niederländischen Stützpunkte am Kap, sondern gliedern diese als Kronkolonie in das britische Empire ein. 1806 wird der Status als britische Kronkolonie endgültig gefestigt.

Die folgenden Jahrzehnte der südafrikanischen und vor allem der Kapstädter Geschichte wurden von den Engländern geprägt. Diese führten einige Reformen durch, wie etwa das Verbot des Sklaventransportes auf britischen Schiffen im Jahre 1807. 1809 wird im Zuge der sogenannten „Hottentotten-Gesetzgebung“ die Häuptlingsherrschaft beendet und alle Ureinwohner werden zu britischen Untertanen erklärt. Um 1820 setzt eine massive Anglisierung am Kap ein – englische Sprache und englische Kultur werden Teil Südafrikas. 1833 wird die Sklaverei verboten. Eine weitere Reform der Engländer, der die Buren, die alteingesessenen Viehzüchter, wenig abgewinnen können. Eine Abwanderung der Buren folgt. Ab 1835 ziehen über 10.000 Buren nach Norden und Nordosten, wo sie neue Weideflächen für sich in Anspruch nehmen wollen. 20 Jahre später, nach Auseinandersetzungen mit Briten, Matabele und Zulus, entsteht 1854 die erste Buren-Republik zwischen den Flüssen Vaal und Oranje, der „Oranje-Freistaat“. Es werden noch zahlreiche bewegte Kapitel in der Geschichte Südafrikas folgen…

Zulus

Der Grund dafür, dass Englisch in Südafrika neben Afrikaans und 9 weiteren Sprachen Amtssprache ist, wäre somit jedoch geklärt. Afrikaans und Englisch waren jene Sprachen, die während der Apartheid als Amtssprache anerkannt wurden. Zulu, Xhosa, Swati, Ndebele, Southern Sotho, Northern Sotho, Tsonga, Tswana und Venda wurden als weitere Amtssprachen durch die demokratische Verfassung der Post-Apartheid 1997 gleichermaßen anerkannt. Heute spricht die Mehrheit der Südafrikaner mehr als eine Sprache und es ist in der Verfassung Südafrikas verankert, dass die Verwendung aller Amtssprachen gefördert werden soll.

Bildquellen: Patrik Tschudin, Retlaw Snellac (Flickr CC BY 2.0)